152 Auto

Auto ist vielleicht das häufigste Wort von kleinen Kindern nach Mama. Das behaupte ich hier und jetzt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass dieses Wort so oft fällt und das Auto in Österreich so einen hohen Stellenwert hat. Unlängst bin ich in dem Buch, “Männer, die die Welt verbrennen”, über den Begriff “Petromaskulinität” gestolpert.

Ich musste herzlich lachen, weil mir sofort ein Dutzend junge Männer, mit denen ich beruflich zu tun hatte, einfielen, auf welche die Beschreibung passte. Mit einem Auto werde ich ernst genommen, meine Muskeln schwellen auf 200 Pferdestärken an, ich mache laute Geräusche, jeder nimmt mich wahr, Frauen schauen mich an und ich habe einen riesigen P..is. In einem Dokumentarfilm sah ich folgendes: Ein Schimpansenmännchen schlägt mit einem Gegenstand auf Bäume, lustigerweise war es ein gefundener Benzinkanister. Das verursachte laute Geräusche und dadurch wirkte er mächtiger als er in Wirklichkeit war. Diese Verhaltensweise ist für mich zu 100% auf das humane Männchen übertragbar.

Die Idee, dass jeder Mensch zu jeder Zeit mit dem Auto hinfahren kann, wohin er will, ist wunderbar. Zuerst konnten das nur gut betuchte Menschen, heute hat fast jeder ein Auto und wir sind viel mehr Menschen als um 1900. Um den Gedankengang zu demonstrieren habe ich hier ein eher unscharfes Bild, jedoch ist unterhalb der Link zum Video. Es zeigt Los Angeles zu Thanks Giving 2024.

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foxla.com/traffic über X

Wenn das nur E-Autos wären, dann stünden die Leute trotzdem im Stau. Daher muss es in Ballungszentren gut funktionierende Öffis (ÖPNV) geben. Auch ich wünsche mir weniger Geruchsbelästigung, höflichere Menschen, keinen Abfall und keine offene Getränkedosen um 6 Uhr morgens.

ABER diese Zustände sind veränderbar, wenn wir das wollen. Das ist so eine Erziehungssache. Wenn mir eine Verhaltensweise absolut gegen den Strich geht, dann spreche ich die Verursacher ganz nett und vor allem NICHT aggressiv an. Hat bis jetzt wunderbar funktioniert. Anschnauzen ist keine gute Idee, nett sein schon.

In London war ich erstaunt, dass die Menschen in den U-Bahnen so gesittet und wohlriechend waren. Es gab nur einen Hinweis: Man solle Fächer nicht benutzen. Diese Briten ts ts ts. Ich hoffe sie finden wieder in die EU zurück.

Ein Auto hat auch etwas mit Lebensabschnitten zu tun. Im Sommer war ich in einem Museum und da stand das erste Auto meiner Eltern, an das ich mich erinnern konnte. Man darf es ruhig K.I.T.T. nennen, denn die Karosserie des Peugeot 404 bestand zum Schluss hauptsächlich aus Glasfaserflecken und Kitt. Natürlich habe ich den Führerschein gemacht und durfte mit dem Familienauto fahren. Als Landkind haben sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten erschlossen. Später in Wien war ich froh, dass ich verantwortungslos mit der U-Bahn fahren kann. Und das mache ich noch heute (grins).

Das Thema Auto habe ich schon öfter aufgegriffen: 8 und Rettungsplan, den du auch im Menü findest.

Das Fahrzeug, das eigentlich ein Stehzeug ist, weil es typischerweise 23h am Tag herumsteht. (zwinker)

Auto brumm brumm quietsch krach. Eine Geschichte in fünf Worten.

30 Der Schrecken von damals ist der Witz von heute

“Wir fordern, dass der Liter Benzin auf € 1,744 erhöht wird!” Nein, du hast dich nicht verlesen, da steht wirklich erhöht. Du hast auch damit die Pointe gefunden. 1990 forderte die Grüne-Alternative Sonja Puntscher-Riekmann einen Benzinpreis von 24 Schillinge und damit sahen viele die Wirtschaft in den Abgrund gestürzt. Von den unflätigen Bezeichnungen für Grün-Politiker:innen will ich gar nicht erst anfangen. 2022 wären viele froh darüber, dass der Sprit so günstig wäre. Der Durchschnittspreis für Super95 beträgt heute in Traiskirchen € 2,129 oder 29,295 Schillinge. Also wenn damals die Frau Puntscher-Riekmann eine “Verrückte” war, wie sie manche bezeichnet haben, dann sind wir das heute auch. Meine Beobachtungen haben bis jetzt noch keine Verminderung des Individualverkehrs ergeben. Übrigens, die Wirtschaft ist auch noch nicht zusammengebrochen.

Der Wunsch nach höheren Spritpreisen beinhaltet die rechtmäßige Forderung die externalisierten Kosten, die üblicherweise von der Allgemeinheit übernommen werden, vom Verursacher bezahlen zu lassen. Ich weiß, dass klingt kompliziert. Also, wenn jemand einen Schaden anrichtet, dann soll er ihn gefälligst bezahlen. Einfacher?

Wir versiegeln riesige Flächen für Straßen. Das Wasser sickert nicht in den Boden, sondern fließt im schlimmsten Fall dorthin, wo man es nicht haben möchte. Das Verbrennen von Sprit verursacht eine gewaltige CO2-Emission. Die Durchschnittstemperaturen steigen und mehr Wasser verdunstet. Die wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, die irgendwo anders in kurzer Zeit als Regen niederstürzt. Und? Wir hatten gerade einen Murenabgang, der mindestens einen Toten forderte. Mein Beileid an die Familie.

Es wurden viele Häuser beschädigt, oder anders ausgedrückt, Existenzen vernichtet. Wer zahlt den Wiederaufbau? Die Versicherungen? Die finden vermutlich etwas Kleingedrucktes im Vertrag, damit sie wenig wie möglich zahlen müssen. “Höhere Gewalt” ist das Schlüsselwort. Der Katastrophenfond? Hoffentlich ja, denn für die Betroffenen ist es eine Katastrophe. Moment! Woher kommt das Geld? Von den Steuereinnahmen – also von der Allgemeinheit.

Vielleicht könnten wir die Einkommensteuer senken, wenn der Spritpreis höher wäre. Noch höher? Noch höher! Dann könnten sich Menschen, wie meine Kollegin, herablassen und wie ich und das verantwortungsvolle, gemeine Volk mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Arbeit fahren. Kinder könnten endlich wieder Spaß am Weg zur Schule haben, weil sie mit Freunden dort hin gehen und nicht gefahren werden. Menschen könnten gesünder leben, weil sie ihre Beine verwenden. Männer, die etwas kompensieren müssen, hätten allerdings ein massives Problem ohne Auto. Wenn juckt es, Therapie ist umweltfreundlicher.