30 Der Schrecken von damals ist der Witz von heute

“Wir fordern, dass der Liter Benzin auf € 1,744 erhöht wird!” Nein, du hast dich nicht verlesen, da steht wirklich erhöht. Du hast auch damit die Pointe gefunden. 1990 forderte die Grüne-Alternative Sonja Puntscher-Riekmann einen Benzinpreis von 24 Schillinge und damit sahen viele die Wirtschaft in den Abgrund gestürzt. Von den unflätigen Bezeichnungen für Grün-Politiker:innen will ich gar nicht erst anfangen. 2022 wären viele froh darüber, dass der Sprit so günstig wäre. Der Durchschnittspreis für Super95 beträgt heute in Traiskirchen € 2,129 oder 29,295 Schillinge. Also wenn damals die Frau Puntscher-Riekmann eine “Verrückte” war, wie sie manche bezeichnet haben, dann sind wir das heute auch. Meine Beobachtungen haben bis jetzt noch keine Verminderung des Individualverkehrs ergeben. Übrigens, die Wirtschaft ist auch noch nicht zusammengebrochen.

Der Wunsch nach höheren Spritpreisen beinhaltet die rechtmäßige Forderung die externalisierten Kosten, die üblicherweise von der Allgemeinheit übernommen werden, vom Verursacher bezahlen zu lassen. Ich weiß, dass klingt kompliziert. Also, wenn jemand einen Schaden anrichtet, dann soll er ihn gefälligst bezahlen. Einfacher?

Wir versiegeln riesige Flächen für Straßen. Das Wasser sickert nicht in den Boden, sondern fließt im schlimmsten Fall dorthin, wo man es nicht haben möchte. Das Verbrennen von Sprit verursacht eine gewaltige CO2-Emission. Die Durchschnittstemperaturen steigen und mehr Wasser verdunstet. Die wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, die irgendwo anders in kurzer Zeit als Regen niederstürzt. Und? Wir hatten gerade einen Murenabgang, der mindestens einen Toten forderte. Mein Beileid an die Familie.

Es wurden viele Häuser beschädigt, oder anders ausgedrückt, Existenzen vernichtet. Wer zahlt den Wiederaufbau? Die Versicherungen? Die finden vermutlich etwas Kleingedrucktes im Vertrag, damit sie wenig wie möglich zahlen müssen. “Höhere Gewalt” ist das Schlüsselwort. Der Katastrophenfond? Hoffentlich ja, denn für die Betroffenen ist es eine Katastrophe. Moment! Woher kommt das Geld? Von den Steuereinnahmen – also von der Allgemeinheit.

Vielleicht könnten wir die Einkommensteuer senken, wenn der Spritpreis höher wäre. Noch höher? Noch höher! Dann könnten sich Menschen, wie meine Kollegin, herablassen und wie ich und das verantwortungsvolle, gemeine Volk mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Arbeit fahren. Kinder könnten endlich wieder Spaß am Weg zur Schule haben, weil sie mit Freunden dort hin gehen und nicht gefahren werden. Menschen könnten gesünder leben, weil sie ihre Beine verwenden. Männer, die etwas kompensieren müssen, hätten allerdings ein massives Problem ohne Auto. Wenn juckt es, Therapie ist umweltfreundlicher.