27 Oh Herr gib mir…

die Weisheit und lasse mich mein Fahrverhalten überprüfen. Warum zwingt mich Belzebub alles mit dem Auto zu fahren? Habe ich doch als Kind den Umgang mit dem Fahrrad gelernt. Mehr als zehn Paar Schuhe stehen in meinem Kasten, aber zum Gehen benutze ich sie nicht. Warum, oh Herr, bin ich so X? (Für das X kannst du jetzt nach Lust und Laune ein Eigenschaftswort einfügen. Es böten sich an: schön, gescheit, deppert, faul… Mehrfachnennungen sind möglich.)

Allerdings muss jede Person seine eigene Situation analysieren. Ich kann das nicht. Aber es gibt auch den großen Unterschied zwischen nachdenken und den Wunsch, nach CO2-optimierten Transportverhalten, einfach vom Tisch wischen. Nicht nachdenken ist einfacher, denn es bringt keine alten Gewohnheiten durcheinander. Das finde ich persönlich wieder X. (Du kennst dich schon aus.)

Ich wohne im Speckgürtel von Wien und sehe einsame Menschen in übergewichtigen Autos. Meistens sitzt eine Person in einem Auto, das von Erwin Wurm designt sein könnte. Gerade in und um Wien gibt es die beste öffentliche Verkehrsanbindung Österreichs. Seit ca. 19 Jahre fahre ich nach Wien in die Arbeit. Der Wunsch nach einem Arbeitsplatz in der Nähe hat sich nie erfüllt. In diesen 19 Jahren habe ich eine Art Evolution an mir festgestellt. Zuerst bin ich mit dem Auto gefahren, denn alles andere war undenkbar. Dann fuhr ich motorisiert auf zwei Rädern. Ich war eigentlich nicht schneller, bescherte mir aber sehr seltsame und gefährliche Erlebnisse. Schließlich sickerte die Bedrohung durch den Klimawandel (Danke Al Gore!) soweit in mein Gehirn, dass ich mein Verhalten überdachte. Seither fahre ich mit der Badner Bahn, U6 und U3 und gehe insgesamt 20 Minuten zu Fuß. Alles andere ist undenkbar.

In den Öffies habe ich Zeit zu lesen, dank meiner Kopfhörer bemerke ich die Spezies Homo telefonicus gar nicht mehr. Ich muss vor allem nicht aufpassen, dass mich jemand rammen könnte oder ich jemand anders. Und das besonders betonenswerte ist, dass ich eigentlich nicht langsamer bin. Es gelang mir nur 3 Mal um 15 Minuten schneller in die Arbeit zu fahren. Das zahlt sich nicht aus. Den Stau zurück erwähne ich vielleicht sicherheitshalber.

Bei den Spritpreisen von rund 2 Euro bemerke ich allerdings nicht, dass die Menschen weniger fahren oder auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Der Verstand sitzt wohl doch im Kopf und nicht in der Geldbörse.

26 Eine Frage des Blickwinkels

Im Moment drücken viele gestandene Persönlichkeiten in meinem Umfeld den Panikknopf. Die pointierteste Aussage war: “Ich will mein billiges, russisches Gas.” Auf den ersten Blick kommt das einer Gotteslästerung gleich (wenn man an diese Wesenheit glaubt), ABER aus Sicht eines Menschen, der seine Brötchen hart verdient, absolut verständlich.

Die einen sehen die Wirtschaft in die Krise schlittern, weil Österreich demnächst mit teurerem Öl und Gas aus Ländern versorgt wird, die viel netter zu ihren Mitmenschen sind. (sicherheitshalber: Achtung Polemik) Die Kassandras der Wirtschaft sehen schon den totalen Zusammenbruch – ich nicht. Natürlich wird es Schwierigkeiten geben und das Schlimmste werden die Spritpreise und die kommende Gasrechnungen sein. ABER es ist auch gleichzeitig eine ungeheure Chance, endlich die Wirtschaft und das Wohnen zu dekarbonisieren.

Jetzt ist DIE Gelegenheit seine eigenen Verhaltensweisen zu überdenken, und Geld zu sparen. Ja, Geld sparen!

Wie mache ich das? Ganz einfach, in dem man seine Verbrauchsgewohnheiten optimiert. Wichtig ist, sich zuerst vom üblichen Schema, zu verabschieden.

Beispiele gefällig?

“In meiner Wohnung muss es mindestens 23 °C haben, sonst fühle ich mich nicht wohl.”
Anstatt nur mit T-Shirt im Winter in der Wohnung zu sitzen, noch eine Weste oder Pulli anziehen und man kann die Temperatur auf Sage und Schreibe 20 °C senken. Es wird einem nämlich auch mit 23 ° kalt, wenn man die ganze Zeit nur herum sitzt. Die Muskelarbeit hält einen warm. Vorschlag: sitzende Tätigkeit mit Hausarbeit abwechseln. 1 °C gesenkte Temperatur = ungefähr 6 % weniger Heizkosten. In unserem Beispiel hätten wir 18 % eingespart. Da höre ich meine persönliche Registrierkassa klingeln.

“Ein Vollbad ist ein Muss.”
Manchmal schon, aber meistens nicht. Nicht zu heiß und kurz duschen, spart eine Menge Gas oder Strom.

“Lirum larum Löffelstiel …”
Gib bitte die Deckel auf die Töpfe – wenn es die Zubereitung erlaubt. Schon einen Druckkochtopf überlegt? Die Herdplatte vor Ende des Garvorgangs abdrehen, weil sie noch lange heiß bleibt. (Ich traue mich das nur deshalb sagen, weil ich selber koche. Mahlzeit!)

“Mir wird so heiß.” (Das hat echt nichts mit mir zu tun!)
Um Klimaanlagen wird man nicht herum kommen – über kurz oder lang. ABER zuerst sollte man sein Haus thermisch sanieren, denn das schützt auch vor Wärme im Sommer. Wer in einer Wohnung lebt, sollte sich mit den Hausbewohnern und -eigentümer zusammensetzen und eine gemeinschaftliche Lösung finden. Ich weiß, das ist genau so utopisch, wie die kühlende Mobilklimanlage im Schlafzimmer. Echte Kühlung funktioniert nur mit fix montierten Split-Geräten. Alles andere verbraucht nur Unmengen an Strom und hilft wenig.

“Mein Handy muss immer voll geladen sein.”
Eigentlich verringert das die Lebensdauer des Akkus ungemein. Aufladen, Handy abstecken und dann das Ladegerät aus der Steckdose ziehen – oder eine Steckerleiste mit Schalter verwenden. Ladegeräte in der Steckdose ziehen auch ohne Handy Strom.

Die Liste kann ich noch verlängern und werde ich auch – aber später. Energiesparen war noch nie so hip wie jetzt. Aber so wie ich die Menschen kenne, haben sie die Tipps bis zur Heizsaison wieder vergessen.

25 Der Markt reguliert sich selbst

Stimmt prinzipiell, aber nur innerhalb gegebener Spielregeln – und die werden von der Politik gemacht. Gerade in Bezug auf die drohende Klimakatastrophe lässt die globale Politik zu wünschen über. In den 90er Jahren wurde ein Lobgesang auf die Wirtschaftsliberalisierung gesungen. Ein Wundermittel wurde wieder einmal aus der Mottenkiste geholt. “Weniger Regeln!”, war die Devise, den Rest würde der Markt selbst erledigen. Teilweise war es so, teilweise nicht. Wenn Marktteilnehmer so mächtig sind, dass sie den Markt beeinflussen können, kann es nicht funktionieren.

Ein Beispiel gefällig? Wenn BlackRock Leerverkäufe an der Aktienbörse in ausreichenden Umfang tätigt, dann sinkt der Preis pro Aktie enorm. Dann können sie ganz entspannt auf sinkende Preise wetten, denn sie beeinflussen den Preis selbst, und wenn es passt, kaufen sie die Aktien günstig. Das benutzte Unternehmen kann nur zuschauen.

Das eherne Gesetz: “Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis!” wurde zum Spielball eines Globalplayers der 1. Liga.

Wer mehr über die Marktmechanismen erfahren möchte, dem empfehle ich ECONOMIX. Ein Buch über die Wirtschaft im Comic-Format.

Wir wissen inzwischen, dass wir auf eine Katastrophe zusteuern und die 1,5° C-Grenze tunlichst nicht überschreiten sollen. Das ist weltweiter Konsens. Der “Guardian” hat einen Artikel veröffentlicht, dass einige der größten Erdöl-Unternehmen neue Quellen erschließen wollen. Durch die Verwendung dieses Öls ist die Erreichung des 1,5° C-Zieles UNMÖGLICH. Wenn die Regierungen dieser Welt keinen Riegel vor schiebt, also neue Spielregeln definiert, dann hat die Menschheit verkackt!

Aber lies den Artikel selbst!

The Guardian
Revealed: the ‘carbon bombs’ set to trigger catastrophic climate breakdown;
11. Mai 2022

24 DKT

Das Kaufmännische Talent reicht nicht mehr. Endlich hat die neue Sichtweise auf die zukünftige Ökonomie auch in die Spielebranche Einzug gehalten. DKT steht jetzt für DAS KLIMANEUTRALE TALENT – und das ist gut so.

Brettspiele sind gut für Kinder, Erwachsene und besonders für Familien, deren Mitglieder nicht viel Zeit miteinander verbringen. Wenn ich allerdings an diverse Spiele mit meinen älteren Brüdern denke … . Ich habe immer verloren. Allerdings habe ich dabei gelernt, mit Frustration umzugehen – also für das Leben gelernt.

Weil ich wahrscheinlich noch mehr Spiele finden werde, die ich dir zeigen möchte, habe ich einen Menüpunkt bei der Infothek eingefügt, wo sie gesammelt werden.

Also gleich ausprobieren: Infothek und nicht vergessen…

… Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

Friedrich Schiller

23 “Wenn ich bestimmen könnte, dann …”

… ja was dann? Dann rettete ich die Welt.

Aber leider bin es nicht ich, sondern DU bist auserwählt. “You are the chosen one!”

QR-Code von The Climate Game

Die Financial Times hat ein Spiel herausgebracht, bei dem du
“Global Minister” bist und die Klimaziele erreichen kannst.
UNBEDINGT ausprobieren. Kostenloser Spaß mit ernstem
Hintergrund.

Link oder QR-Code verwenden.

The Climate Game

22 Too hot to handle

In Beitrag Nr. 17 habe ich es schon angesprochen. Was wäre wenn bei uns die Temperatur so weit stiege, dass ein normales Leben, so wie wir es zB. vom Jahr 2018 kennen (die Covid-Jahre überspringe ich sicherheitshalber mit Maske), nicht mehr möglich wäre? “Ach, das ist Zukunftsmusik und noch so weit weg…” Nicht für Indien.

Das Unternehmen McKinsey, welches grob gesagt 2/3 der größten Unternehmen berät, hat sich schon damit beschäftigt. Im Moment leidet Indien unter einer extremen Hitzewelle. Ernteausfälle, Wassermangel, Hitzetote und Kollaps der Wirtschaft in manchen Gebieten. Da schließt sich der Kreis zu McKinsey.

In ihrem Report warnen sie davor, dass es zu heiß zum Arbeiten wird oder schon ist. Keine Arbeit –> keine Wirtschaftsleistung –> keine Investitionen –> Wirtschaftskrise –> keine Löhne –> kein Essen. Das ist jetzt Hausmanns-Ökonomie, aber im Grunde nicht falsch.

According to the scientific literature, 35 degrees wet-bulb temperature is commonly regarded as the heat-stress limit for human survival. At 35°C wet-bulb a healthy human being can survive, resting in the shade, for approximately five hours.

McKinsey

Diese Temperatur von 35°C kennen wir schon. Es ist die Kühlgrenztemperatur, welche ich im Beitrag Nr. 17 bereits erklärt habe.

Bei all dem Leid, welche die Menschen dort erleiden, habe ich einen positiven Hoffnungsschimmer. Vielleicht kauft Indien jetzt doch nicht das billige Gas und Öl aus Russland (durch das kommende Embargo wird der Preis fallen, Indien hat sich nicht von Russland distanziert) und bemerkt die Dringlichkeit der Dekarbonisierung. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass wir vermehrt faire Investitionen in Schwellenländern tätigen müssen, damit sie das Öl, das wir bald nicht mehr kaufen werden, auch nicht erwerben und verbrennen. Beide Seiten hätten etwas davon – Indien zum Beispiel hätte mehr erneuerbare Energie, und die Industrieländer bekämen Rendite zurück. Aber sie werden es nicht tun. Warum eigentlich nicht?

21 Mahlzeit!

Ich gebe es zu, ich esse gerne. Man könnte mich als Flexitarier bezeichnen, der immer mehr in Richtung Vegetarier abdriftet. Gestern zum Beispiel habe ich für uns gekocht: Bio-Schweinskaree aus Österreich (wie Minutensteak so dünn), mit Tarhonya und in Butter gedünsteten Kohlrabi. Die beiden letzteren haben mir am besten geschmeckt. Und so geht es mir immer öfter.

Ich bin immer auf der Suche nach vegetarischen Rezepten der “Armen-Leute-Küche”, die einfach und gut sind. Wer eines kennt, soll es mir bitte schicken.

Wer noch Infos über Fleisch möchte, der findet sie hier. Der aktuelle Report von Greenpeace.

20 Nicht vergessen!

Die Doku ist nur mehr bis 10. Mai verfügbar:

Klimawandel und Vogel-Strauß-Taktik: Wie wir uns selbst betrügen

19 Der Geruch von Frische …

nach einem Gewitterregen finde ich herrlich. Die Luft wirkt wie gewaschen.

Im Grunde ist genau das passiert. Durch die Blitze entstand Ozon (O3) und dieses Gas ist stark oxidierend. Das heißt, es ist Verbindungen eingegangen und hat damit Moleküle umgebaut bzw. neutralisiert. Manche nennen Ozon das Waschmittel der Atmosphäre. Es absorbiert die energiereichen UV-B Strahlen der Sonne und damit schützt die Ozonschicht Pflanzen und Tiere (mit und ohne Auto) vor schädlicher Strahlung, die bei Menschen zu Hautkrebs führt. In meiner Jugend, hatte diese Schicht plötzlich ein Loch und Panik brach aus. Plötzlich sollte man sich immer und überall mit Sonnenöl einschmieren. Die vielen Sonnenbrände davor waren egal, aber durch das Loch kam böse Strahlung. Du merkst schon wo das hinführt. Erkenntnisse sickern nur langsam ins Bewusstsein. Schatten und Sonnenschutz sind wichtig und gut. Ohne Ozon kein Leben auf Erden.

Das Ozonloch hat sich teilweise wieder geschlossen, weil die gesamte Welt darauf entschieden reagiert hat, in dem es bestimmte FCKWs verboten hat. Bei den Treibhausgasen handelt man leider nicht so.

Leider ist Ozon auch ein sehr wirksames Treibhausgas, aber trotzdem sollten wir dafür sorgen, dass sich die Ozonschicht weiter regeneriert. Es reicht wenn wir die Entstehung des bodennahen verhindern und zu Fuß gehen. Mehr Infos: Ozon


Ein interessanter Artikel vom Spiegel.

18 “Die göttliche Komödie” 2.0

Dante Statue
Statue von Dante Alighieri (Neapel)

Dante schrieb “Die göttliche Komödie” um das Jahr 1307 und erzählt seine imaginierte Reise in die Hölle. (Damals ein extrem wichtiges Konzept, damit die Leute spurten.) Er beschreibt 9 Höllenkreise, die immer schlimmere Strafen und Höllenmonster bereit halten, für bestimmte begangene Sünden. Im 9. und letzten werden die Verräter bestraft. Judas – eh klar, und die beiden Senatoren Brutus und Cassius, die die sich mit anderen verschworen, den Diktator auf Lebenszeit Julius Cäsar zu ermorden. Apropos auf Lebenszeit, gibt es da nicht Präsidenten die nicht mehr albwählbar sind? Die beiden Senatoren schmoren in der Hölle wegen des Verrates an ihrem Freund und nicht wegen des Tötungsdeliktes. Dabei haben sie versucht die Republik (und natürlich ihre eigenen Interessen) zu schützen. Als Demokrat befürworte ich die Absicht, lehne die Ausführung aber kategorisch ab. Meiner Meinung sollten sie mildere Umstände bekommen und im 7. Kreis bei den Gewaltverbrecher bestraft werden.

Aus heutiger Sicht würde ich sogar einen 10. Höllenkreis eröffnen. Dante hat die schlimmsten Sünder gegenüber der Erdbevölkerung einfach im Fluss Styx baden lassen, im läppischen 4. Kreis. Wer sind nun diese Sünder? Es sind die Ignoranten, die sich vor den Folgen ihrer Taten verschließen, die weitermachen wie bisher, die nicht nachdenken wollen, die wissenschaftliche Erkenntnisse einfach wegwischen – und am schlimmsten sind die, welche an den Hebeln der Macht sitzen. Sie könnten schnell und einschneidend etwas bewirken.

“Climatechange … it’s a hoax!”

Donald Trump US-Präsident (2017-2021 und hoffentlich nie wieder)

“Niemand kennt die Ursachen des Klimawandels.”

Wladimir Putin Russlands Präsident auf Lebenszeit

Der Haken an der Bestrafung der Ignoranten ist leider, dass nicht sie, sondern ihre und unsere Nachkommen für ihre Taten bestraft werden – nicht in der Hölle sondern auf Erden.

Die Hölle auf Erde schaut dann so aus – wer braucht dann noch eine imaginierte?
(An den + 1 Grad sind wir längst vorbei.)