62 Küsse den Boden

Tiere haben mich immer mehr als Pflanzen interessiert. Als wir im Biologieunterricht dann begonnen haben Staubgefäße, Stempel etc. zu besprechen, bin ich eingeschlafen. Heute ist es mir peinlich, dass ich mich nicht besser in Botanik auskenne, aber dafür ist jetzt mein Interesse dafür mehr als geweckt. Für die Seite Boden sammelte ich Infos und siehe da ich finde immer noch welche. Diesmal sind sie leicht zugänglich und unterhaltsam. Und das schönste daran ist, dass sich die Infos mit denen decken, die ich schon kannte und dir zur Verfügung gestellt habe. Für solche Ereignisse hat schon Papst Johannes Paul II. zu sich selbst gesagt: “Küsse den Boden, Johnny!”

“Igitt! Asphalt ist widerlich. Lebendiger, lockerer, begrünter Boden – DAS schmeckt.”

Er war anscheinend Bodenconnaisseur – habe ich auch nicht gewusst.

Kiss the ground

Tatsächlich ist “Kiss the ground” eine Doku auf Netflix. Ja, sie ist sehr amerikanisch gemacht, aber damit passt sie gut zu unseren erworbenen Sehgewohnheiten. Der springende Punkt ist jedoch, dass die Fakten passen. Sie ist auf Englisch, aber mit Untertitel funktioniert es gut. Wenn du Boden gelesen hast, dann wirst du dich zurecht finden.

kisstheground.com

Eckpunkte der Doku:

Aus dieser Doku ist mir der Ansatz “Drawdown” ins Auge gesprungen. Mit Hilfe des Bodens und den darin lebenden Mikroorganismen und Pilzen + den Pflanzen oberhalb der Oberfläche Kohlenstoff binden – das ist der Weg! Wer jetzt abwinkt, weil alter Hut und so, sollte bedenken, wenn alle das schon machen würden, dann gebe es nur mehr Bio-Bauern und die Dünger- und Pflanzenschutzindustrie wäre in Konkurs. Es gibt auch ein Buch: Paul Hawken (Hg.) Drawdown – der Plan, Wie wir die Erderwärmung umkehren können, Gütersloher Verlagshaus. Ich habe es schon, aber ich habe noch viiiele Bücher vorher zu lesen. Vielleicht schiebe ich es dazwischen, um mich emotional wieder aufzupeppeln. Klimakrise macht auf Dauer depressiv und Hawken zeigt einen Ausweg. (Seufz – wie erfrischend!)

Mit Hilfe von Weiderindern (!!!) den Boden zur Kohlenstoff-Senke machen. Ich selbst verteufle auf der Seite Methan die unendliche Anzahl an Rindern auf diesem Planeten. Aber es ist wie so oft nicht nur alles schlecht. Wenn eine passende Anzahl (zur Weidefläche) Rinder auf einer bestimmten Fläche grasen, dann düngen die Tiere den Boden und stellen Nahrung für die Mikroorganismen unter der Oberfläche zur Verfügung. Sie sind auf dieser bestimmten Weideparzelle nur max. 3 Tage und kommen spätestens nach 6 Monaten dorthin zurück. Damit kann die Grasfläche nicht überweidet werden und die Mikroben und Pilze können sich vermehren. Der “Superorganismus” kommt wieder in Schwung. Diese Arbeitsweise haben unsere Urahnen schon betrieben und es klingt sehr nach Almwirtschaft. Ein Punkt für die Kuh.

“No-till”, lustige Wörter – ich weiß. Aber es bedeutet eine gänzlich andere Arbeitsweise in der Landwirtschaft. Pflug und Egge werden nicht mehr verwendet, sondern die Saat wird direkt in die Erde gepflanzt. Der Boden ist das ganze Jahr mit Pflanzen bedeckt, dadurch wird der “Superorganismus” weniger gestört, der Boden lebt also, und Erosion wird verhindert. Mehr Infos zu Direktsaat.

Genauso kommen wieder Permakultur und Agroforstwirtschaft vor.

Eigentlich wissen wir ohnehin schon alles, aber … “wir werden verhungern”, sagt der Bauernbund mit seinen besten Freunden Raiffeisen, BASF etc. Im Buch “Das leise Sterben” geht man davon aus, dass man mit Bio-Landwirtschaft 92% des Ertrages schafft, im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft und die Böden werden dabei nicht kaputt. In “Kiss the ground” spricht man davon, dass man mit den oben erwähnten Methoden mehr Ertrag bekommt und weniger Kosten entstehen. Die US-Böden müssen schon ziemlich tot sein, aber wir müssen nicht alles nachmachen. The American way of life hat schon lange ausgedient, finde ich.

Pixabay; Lang lebe der König! Oder die Königin oder beides!

Die Infos der Doku “Kiss the ground” decken sich auch mit denen von: “Das leise Sterben”. Wirf unbedingt einen Blick darauf, indem du auf den Titel klickst.

Statt leise zu sterben, küsse den Boden! (Bussi! Schmatz!)

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