73 Die Welt bei 4 Grad plus

Die Welt bei 4 Grad plus ist keine die wir kennen. Die gute Nachricht ist, wir stehen erst bei 1,1 Grad C plus. Die schlechte Nachricht ist, der Planet könnte sich schneller erwärmen als vorhergesagt. Es gibt Kippelemente, die einen selbstverstärkenden Kreislauf in Gang bringen, wie zum Beispiel beim Permafrostboden. Taut der, normalerweise ständig gefrorene, Boden auf, dann verfaulen die vorher tiefgekühlten Pflanzenreste und Methan wird in die Umgebung abgegeben. Methan ist, wie du weißt, ein starkes Treibhausgas und beschleunigt die Erderwärmung. Höhere Durchschnittstemperaturen lassen wieder den Permafrostboden schneller auftauen, es verfaulen mehr Pflanzenreste, mehr Methan entsteht und wieder von vorne.

Natürlich könnte ein Vulkan ausbrechen und den Himmel für Monate verfinstern, dass würde für eine kleine Verzögerung sorgen, die Missernten brächten aber andere Probleme mit sich.

Was passiert wenn, … (Ich weiß, dass es einen Tippfehler gibt.) campact.de

Die Aussichten auf höhere Durchschnittstemperaturen sind nicht einladend. Übrigens, CLICCS (Universität Hamburg) hält das 1,5°C Ziel für nicht mehr plausibel. Also schau gleich bei 2 und 3 Grad.

Wie lange kann das dauern, bis wir diese Meilensteine auf dem Highway to hell erreicht haben? Da hilft der IPCC mit Vorhersagen, je nachdem wie wir uns verhalten – worst case: 4 Grad plus um das Jahr 2085. Unsere Enkelkinder und Urenkeln werden begeistert sein.

Die möglichen Szenarien je nachdem wie wir handeln. (Quelle: IPCC)

Lieber wäre mir, wir würden die hellblaue oder dunkelblaue Linie beschreiten. Aber bis jetzt habe ich nicht das Gefühl, dass die Bevölkerung weiß, was auf dem Spiel steht. Die Augen verschließen und Business as usual ist natürlich leichter als Verhalten ändern. Es gibt nicht einmal ein Unterrichtsfach “Klimawandel”. Das läuft so nebenbei mit, leider sind die Auswirkungen nicht nebensächlich.

Bei 4 Grad plus, gibt es nicht mehr viele bewohnbare Bereiche und alle die noch kreuchen und fleuchen können, wollen dann dort hin. Das wäre kein Kindergeburtstag, eher wie die DDR nur schösse man in die andere Richtung.

Grün: bewohnbar, Ocker: unbewohnbar; Österreich = unbewohnbar bis Übergangszone

Die Karte stammt von Parag Khanna, einem bekannten Autor im englischen Sprachraum. Ich kannte ihn und die Karte nicht, jedoch hat sie mir Marcus Wadsak (ORF-Meterologe) zukommen lassen.

In dem Buch “+ 2 Grad” von Helga Kromp-Kolb, einer DER österreichischen Klimaforscherinnen steht:

… wenn 99% der heute lebenden Menschen ausstürben … würden immer noch 75 Millionen leben, und dies wäre deutlich mehr als die 5 Millionen Menschen, die es vor 10.000 Jahren zu Beginn der kulturellen Entwicklung gab.

+ 2 Grad, Helga Kromp-Kolb

Das nenne ich einmal eine gute Nachricht. Die Menschheit könnten dann wieder von vorne anfangen, weil die Leute die jetzt am Drücker sind, keine Veränderung wollen. Der Standard hatte wieder viel Platz für so ein Fossil. (In der Mitte des Textes ist Frackinggas aus den USA schlecht, aber weiter unten ist Frackinggas aus dem Weinviertel gut. WTF?) Fracking: siehe 56. Leider haben solche Menschen viel Einfluss. Ich habe praktisch keinen.

EXXON Mobil, ein US-amerikanischer Ölkonzern und Nachfolgeunternehmen von Standard Oil Company (John D. Rockefeller), wusste bereits seit den 1970er ziemlich genau wie sich das Klima entwickeln würde, durch das Verbrennen der geförderten Ölmengen. Anstatt das Geschäftsmodell zu ändern, wurden Desinformations-Kampagnen finanziert. Das ist leider keine Verschwörungstheorie, 3-SAT, eine glaubwürdige Quelle, hat es endlich öffentlich gemacht. Hier der Link:

Desinformation durch EXXON MOBIL

Welche Klimaerwärmung wir unseren Enkeln angedeihen lassen, entscheiden wir JETZT. Es ist keine Zeit mehr für Diskussionen, welche Politiker*innen oder Manager*innen oder Lobbyist*innen gerne vom Zaun brechen und die Narrative der Ölfirmen wiederholen. Die Zeit drängt. Wir haben 50 Jahre vergeudet. JETZT sind die Jahre gekommen, die entscheiden, in welchem Szenario wir leben werden.

Zum Abschied ein neuer Begriff für “von menschengemachte Klimaerwärmung”: Human Hellfire Ist viel griffiger, gell?

72 Warum?

Warum kleben sich Menschen auf die Straße?

Warum machen die so etwas? Ich bin mir sicher, dass sie Angst davor haben, dass sie jemand attackiert oder – noch schlimmer – überfährt. Es gab bereits Vorfälle. Einen kannst du exemplarisch hier sehen: Video einer Straßenblockade in Wien. Der berühmte Charme der Wiener*innen lässt dabei sehr zu wünschen über. Selbstverständlich verstehe ich die Bedürfnisse der Blockierten auch, aber gerade Wien hat ein top Öffi-Netz. Ja, man kann auch zu Fuß gehen. Siehe Beweisstück 71 der Verteidigung (Schrittzählerauswertung)! Wenn der ÖAMTC eine Statistik ausspuckt, die dokumentiert, dass im 1. Bezirk 1050 Autos auf 1000 Einwohner kommen, dann wird mir bewusst, dass ich klar auf Seiten der Vernunft und den Klimaklebern bin. Uns geht es leider zu gut. Wir wollen nichts hergeben und wenn, sicher nicht mehr als der Nachbar. Die Gesetze der Physik werden aber Veränderungen in unserem Leben erzwingen. Wenn wir uns proaktiv anpassen, wäre die Transformation leichter zu ertragen. Zeiten des Übergangs waren noch nie Zeiten der Harmonie. Was passiert wenn man sich nicht anpasst, sagt dir der Mann im Anzug.

Neanderthalmuseum

Warum ignorieren so viele Menschen die Zeichen der Veränderung und machen weiter wie bisher?

Jeder muss schon von der Klimakatastrophe gehört haben, die gerade an unsere Tür klopft. @MarkusWadsak, der bekannte Meteorologe, hat einen Hitzerekord in Thailand gemeldet. Was solche Hitze mit dir macht, kannst du dir auf Galileo ansehen. Die Kühlgrenztemperatur kennst du bereits. Frankreich geht das Wasser auf Grund von veränderten Regenmustern aus. Der Neusiedlersee ist am Austrocknen und damit trocknet auch der Tourismus rund herum aus. Was macht der ÖVP-Wirtschaftsvertretungsmischmasch dagegen? Ah ja, wie üblich die Wirtschaft vor der bösen Energietransformation schützen und auf dem Status quo verharren. Klimaschützer zu diskreditieren geht auch immer. Wer Kurier plus hat, kann das hier nachlesen: Interview mit Kurt Egger und Lena Schilling. Ich kenne selbst zwei Unternehmer und beide sagen, wir müssen uns in Richtung Klimaschutz entwickeln. Sie möchten einen Zeitrahmen und Planungssicherheit. Genau dafür ist verdammtnochmal der Gesetzgeber zuständig. Die Beharrung auf fossilen Energiequellen und die Verzögerung oder Blockade von Erneuerbaren (siehe Profilartikel über die NÖ Landeshauptfrau [ÖVP]) fällt uns auf den Kopf. Jedes Produkt hat einen CO2-Rucksack und dieser wird in den nächsten Jahren auf den Preis drauf geschlagen werden. Davon bin ich fest überzeugt. Kommt eine Ware aus einem weit entfernten Land mit schlechten Umweltgesetzen aber niedrigen Löhnen wäre es teurer als ein einheimisches Produkt. Das wäre gut für unsere Wirtschaft, weil Menschen meistens das billigere Produkt kaufen. Voraussetzung dafür allerdings ist, dass 100% der Energie aus erneuerbaren Energiequellen stammt und der CO2-Rucksack kleiner ist als das Vergleichsprodukt. ÖVP-Wirtschaftsvertretungsmischmasch hallo? (Ich gehöre übrigens keiner Partei an.)

Warum ist Verhaltensänderung so schwer?

Diese Trägheit in der Politik regt mich immer auf. Aber Ottilie und Otto Normalverbraucher haben die gleiche Eigenschaft. Wir Menschen beharren auf eingefahrenen Verhaltensmustern. Warum das so ist, kann ich erklären. Unser Gehirn besteht ja bekanntlich aus irre vielen Neuronen die miteinander verbunden sind. Wenn man etwas gerne tut, dann gleicht das einer Neuronen-Autobahn. Der Weg ist breit, kein Gegenverkehr, alles gut beschildert, man kommt gut voran und die Denkleistung dafür ist gering. Ändere ich mein Verhalten, dann muss ich aufpassen, dass ich nicht gleich wieder auf die Autobahn auffahre, so wie immer, und muss mir erst einen Weg durch den Entscheidungsdschungel bahnen. Da muss ich aufpassen wo ich hintrete, die Navigation ist schwierig und ich komme langsam voran. Erst wenn ich den neuen Weg oft beschritten habe, baue ich ihn zur Straße und später zur neuen Neuronen-Autobahn aus. Wird die alte Autobahn nicht mehr benutzt, verfällt sie wie eine stillgelegte Nebenlinie der ÖBB. Die Denkleistung ist für die Verhaltensänderung enorm. Der Mensch spart aber gerne Energie und liegt lieber auf der Couch. Woher ich das weiß? Das habe ich in meinem Studium gelernt.

Also warum kleben sich Menschen auf die Straße?

Die Antwort bin ich dir tatsächlich noch schuldig. Wie du vielleicht weißt, ist Angst der beste Motivator. Ich denke, die AktivistInnen haben berechtigterweise mehr Angst vor den Folgen der Klimakatastrophe als vor einem wütenden Mob.

Warum ich mir die neuen Lieferanten für den Schluss aufhebe?

Damit du den Beitrag zu Ende liest. Eh klar! Der erste Neue ist zwar nicht bio, weil er keine Zeit für Zertifizierung, Kontrollen etc. hat, arbeitet aber ähnlich – nur nicht zertifiziert. Ich habe mit ihm schon viel darüber gesprochen und ich glaube ihm. Die Äpfel sind sehr gut und den Nusslikör kann ich auch empfehlen.

Obstbau Samm, Weigelsdorf

Über Andreas Samm habe ich auch das Rapsöl von Hörhan kennen gelernt. Ein besseres hatte ich noch nie. Das haben andere auch schon bemerkt, denn es wurde prämiert. Auch hier kein bio. Aber für mich ist es regional, von bester Qualität, und ich kann auf Erdnuss-, Kokos- oder Palmöl (sowieso) etc. verzichten, wenn ich etwas frittiere oder brate.

Ab-Hof-Verkauf Hörhan, Unterwaltersdorf

Zum Schluss keine weisen Worte von mir, aber von “der letzten Generation”. Sie haben einen offenen Brief an die deutsche Bundesregierung veröffentlich, dessen Inhalt auch für unsere Regierung gilt.

“Brief an die deutsche Bundesregierung”


71 Nightjet

Nach dem 70 extrem starker Tobak war, will ich dich mit Friede, Freude, Eierkuchen verwöhnen. Heute wenig Text dafür viel Bilder, wie die Heute nur ohne Anzeigen-Affäre. Vielleicht ist dir schon positiv aufgefallen, dass ich keine Werbung zulasse? Wenn ich etwas verlinke, dann damit du selber nachschauen kannst. Aber zurück zu eitle Wonne, Waschtrog. Ich war in Bologna und zwar mit dem Nightjet, also mit dem Schlafwagen der ÖBB.

3er Schlafwagenkabine im Nigthjet

Das ist ein klassisches 3er-Schlafwagenabteil, bei dem die unteren 2 Betten hochgeklappt sind. Bei der Rückfahrt hatten wir marginal mehr Platz. Wenn der Schaffner kam, dann hat es mich an die Marx-Brothers erinnert – eh klar, an die Kabinenszene. Es gibt aber auch modernere Wagen.

Tipps für den Nightjet:

6 Monate vor Reiseantritt buchen und ein (Ein)schlafmittel verwenden – möglichst bio natürlich.

Nightjet in Bologna

Um 6 Uhr morgens kamen wir an, aber die Cafés waren leider noch zu. Also gingen wir ins Hotel die Koffer deponieren, dann in die Innenstadt, von da nach dort und umgekehrt. Ich bin der Meinung, dass man den interessantesten Teil einer Stadt zu Fuß erkunden muss. Außerdem ist Gehen gesund und praktisch kohlendioxidfrei, im Vergleich zu einem Fahrzeug.

Latschen, latschen, latschen

Wie du merkst gingen wir am ersten Tag sehr viel und haben eine Menge Kalorien verbraucht, aber wir haben das mit Pasta und Sangiovese wieder ausgeglichen. Ich habe das derart ausgeglichen, dass ich bei der Rückfahrt 2 kg mehr auf der Wampe hatte – hoffentlich nur vorübergehend.

Apropos gehen:

Pflaster in Parma

Die Waldviertler-Sneaker haben sich für den Städtetourismus echt gut bewährt, sogar bei so einem Pflaster. Von High-heels rate ich eher ab. Heini Staudinger macht gute Schuhe, aber ich hoffe, er hält sich aus Politik heraus. Sein Auftritt war nicht prickelnd. Wobei er für Schrems schon viel getan hat.

Ein Muss in Bologna ist die Besteigung des höchsten Turmes. Hierbei haben sich einige Erkenntnisse aufgetan. Numero uno, meine Kondition ist besser im Vergleich zum Durchschnitts-Twen.

Die Geschlechtertürme von Bologna

Oben angelangt nach 500 Stufen auf einer Höhe von 97 m wurde mir klar warum Windkraftwerke so hoch sein müssen. Das wäre dann Numero due: oben bläst der Wind gleichmäßig und stetig.

Jetzt habe ich noch ein Wimmelbuchrätsel für dich.

Findest du das Solarpanel?

Numero tre: PV-Anlagen haben sich anscheinend noch nicht rumgesprochen. Rund um diesen Turm gab es, sage und schreibe, nur ein Solarpanel. Vielleicht ist es dem Denkmalschutz geschuldet, aber die Italiener haben selbst eine Lösung gefunden: unsichtbare Solardachpfannen. Ich hoffe, dass auf diesen Dächer mehr Strom erzeugt wird, als ich erkennen kann.

Numero quattro: Die Natur findet immer einen Weg zu wachsen und zu gedeihen, man muss nur lange genug still sitzen.

Hutblumus margeritus simplex

Wenn ich schon mal da bin, dachte ich, könnte ich auch einen Verwandtschaftsbesuch machen.

Uronkel Carlo Vecchio

Mit Trenitalia, der italienischen Eisenbahngesellschaft, waren wir auch in Modena, Parma und in Ravenna. Die Karten sind günstig, dafür gehen sie mit dem Begriff Fahrplan sehr großzügig um. Für die Highlights in Ravenna zahlt sich die Kombikarte aus. Das Mausoleum der Galla Placidia und die Taufkapelle sind sehr klein, darum hat man einen Timeslot. Aber wenn wenig los ist, kommst du auch ohne Slot hinein. Die Mosaiken in den Sehenswürdigkeiten sind eine kleine Reise wert, das Leben der Galla Placidia, einer Quasi-Kaiserin des Weströmischen Reiches, eine ganze Serie.

Mosaik im Inneren des Mausoleum der Galla Placidia, Ravenna

Schlussendlich ging es in der Nacht wieder zurück mit dem Nightjet. Ich mag das Reisen im Schlafwagen ganz gerne, trotz Geschaukels und Verspätungen. Es ist eine umweltfreundlichere Art zu Reisen im Vergleich zu Auto und Flugzeug, vor allem innerhalb Europas.

Einen schönen Ostermontag noch

70 Der Mensch ist das Böse

Wie gerne haben wir Geschichten, in denen eine Figur das Böse darstellt und von der Figur des Guten besiegt wird? Wir lieben sie. Eigentlich handeln fast alle Geschichten von diesem Kampf. Von der Liebesschnulze, bei der es einen fiesen Charakter gibt, über den Krimi, bis zum Horror-Schocker. Mit Verlaub, das sind Projektionen aus unserem Inneren. Das Ringen zwischen Gut und Böse spielt sich immer in uns selbst ab, auch wenn wir die Arena des Kampfes, aus dem Bewusstsein verbannt haben. In unseren geistigen Kerkern ist das Biest in Ketten, aber wehe es wird losgelassen. Der Mensch ist das Böse – kein Satan, kein Dämon, kein Geist, kein Irgendetwas.

Bild Teufel mit Menschenmaske

Bild: Pixabay, Gordon Johnson

Klima und Gewalt oder Klima der Gewalt

Wenn viele Landstriche unbewohnbar werden, die Städte an den Küsten überschwemmt sind, Trinkwasser und Nahrung knapp sind – dann hat die Menschheit, so wie wir sie kennen, ein existenzielles Problem. Ein Verteilungskampf entbrennt. Unsere wunderbaren, zivilisierten Regeln werden sich in Luft auflösen, wenn es um das nackte Überleben geht. Diese langfristige Sicht wird beim Klimawandel gerne übersehen, weil es zu unangenehm ist.

Wer trotzdem gern sehenden Auges in die Zukunft blicken will, dem kann ich nur das Buch “Klimakriege” von Harald Welzer, einem Soziologen, ans Herz legen.

Auf alle Fälle empfehle ich diesen Podcast von Thomas Elbert, einem Neuropsychologen, der sich mit dem Thema Kriegsverbrechen im weitesten Sinne beschäftigt hat. Wenn ich es zusammenfassen müsste, würde ich wieder auf das hier kommen: der Mensch ist das Böse. Aber irgendjemand oder irgendetwas sei Dank, nicht alle Menschen erliegen den Mechanismen, die uns zu Bestien macht.

Ich muss dich aber warnen. In dem Interview werden folgende Themen angesprochen: Mord, Vergewaltigung, Folter, Kannibalismus etc. !!!!!!

Ganz offen gesagt: Interview Solmaz Khorsand mit Thomas Elbert: “Steckt in jedem von uns ein Kriegsverbrecher?”

Kinder der Gewalt

Eine Aussage in diesem Interview war für mich besonders wichtig. Herr Elbert sagte, dass schwere Misshandlungen in der Kindheit eine Bedingung für gewalttätiges Verhalten im Erwachsenenalter sind, aber nicht jeder Misshandelte wird ein Gewaltverbrecher. Hier hake ich ein. Mir ist es bis jetzt noch immer schleierhaft, warum der Staat nicht mehr auf das Wohl der Kinder achtet. Meines Erachtens, wäre es wichtig verpflichtende Gespräche mit den zukünftigen Eltern zu führen, welcher Erziehungsstil sinnvoll und wünschenswert ist. Dazu braucht es auch niederschwellige Hilfestellung ohne Drohszenario. Eine Behörde kann nur die nächsthöhere Instanz sein. UND es braucht mehr bezahlte Kinder- und Jugendtherapieplätze. Unbedingt!

Noch einmal zu Erziehungsstil. “Ich schlage dich, damit etwas wird aus dir.”, ist nicht gemeint. “Kind du kannst machen was du willst, ich bin zum Erziehen zu faul” und/oder “Ich nehme mir keine Zeit für dich, dafür kaufe ich dir etwas”, auch nicht. Liebevoll sein, Grenzen aufzeigen ohne psychische und physische Gewalt, ZEIT für das Kind nehmen und konsequent sein, wäre schon ein guter Anfang. Kinder loten Grenzen aus. Sie gehen in ihrem Verhalten weiter und weiter, bis sie auf Widerstand stoßen. Das ist ganz normal und wichtig für die Entwicklung. Diese erfahrenen Grenzen geben ihnen Sicherheit. Sie wissen wie sie sich zu verhalte haben, damit ihnen nichts geschieht. Ach übrigens, viele Eltern arbeiten auch gegen einander, was der eine verbietet, erlaubt der andere. Das ist für alle Beteiligten schlecht. Dieses Thema geht leider ins Unendliche, darum ziehe ich hier vorerst den Schlussstrich.

Zusätzliche Infos und Weisheiten

In den Magazinen GEOkompakt Nr. 49 “Das Böse nebenan” und in GEO Wissen Nr. 69 “Die Psychologie des Bösen” wurde das Thema auch verständlich besprochen.

Die antiken Römer sprachen: “Homo homini lupus est.” Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf – und die mussten es ja wissen, da sie durch Raubzüge und Eroberungskriege an die damalige Spitze der Zivilisationen kamen, jedenfalls im Mittelmeer-Raum. Genau diese Römer haben die Basis für unsere Gesetzgebung gelegt, vielleicht weil sie wussten, dass der Mensch gezähmt werden muss. (Nachtrag: der weise Spruch stammt von Thomas Hobbes)

Die Kriegsverbrechen sind weit weg. Leider nicht – weder zeitlich noch örtlich. Trotzdem schöne Ostern