73 Die Welt bei 4 Grad plus

Die Welt bei 4 Grad plus ist keine die wir kennen. Die gute Nachricht ist, wir stehen erst bei 1,1 Grad C plus. Die schlechte Nachricht ist, der Planet könnte sich schneller erwärmen als vorhergesagt. Es gibt Kippelemente, die einen selbstverstärkenden Kreislauf in Gang bringen, wie zum Beispiel beim Permafrostboden. Taut der, normalerweise ständig gefrorene, Boden auf, dann verfaulen die vorher tiefgekühlten Pflanzenreste und Methan wird in die Umgebung abgegeben. Methan ist, wie du weißt, ein starkes Treibhausgas und beschleunigt die Erderwärmung. Höhere Durchschnittstemperaturen lassen wieder den Permafrostboden schneller auftauen, es verfaulen mehr Pflanzenreste, mehr Methan entsteht und wieder von vorne.

Natürlich könnte ein Vulkan ausbrechen und den Himmel für Monate verfinstern, dass würde für eine kleine Verzögerung sorgen, die Missernten brächten aber andere Probleme mit sich.

Was passiert wenn, … (Ich weiß, dass es einen Tippfehler gibt.) campact.de

Die Aussichten auf höhere Durchschnittstemperaturen sind nicht einladend. Übrigens, CLICCS (Universität Hamburg) hält das 1,5°C Ziel für nicht mehr plausibel. Also schau gleich bei 2 und 3 Grad.

Wie lange kann das dauern, bis wir diese Meilensteine auf dem Highway to hell erreicht haben? Da hilft der IPCC mit Vorhersagen, je nachdem wie wir uns verhalten – worst case: 4 Grad plus um das Jahr 2085. Unsere Enkelkinder und Urenkeln werden begeistert sein.

Die möglichen Szenarien je nachdem wie wir handeln. (Quelle: IPCC)

Lieber wäre mir, wir würden die hellblaue oder dunkelblaue Linie beschreiten. Aber bis jetzt habe ich nicht das Gefühl, dass die Bevölkerung weiß, was auf dem Spiel steht. Die Augen verschließen und Business as usual ist natürlich leichter als Verhalten ändern. Es gibt nicht einmal ein Unterrichtsfach “Klimawandel”. Das läuft so nebenbei mit, leider sind die Auswirkungen nicht nebensächlich.

Bei 4 Grad plus, gibt es nicht mehr viele bewohnbare Bereiche und alle die noch kreuchen und fleuchen können, wollen dann dort hin. Das wäre kein Kindergeburtstag, eher wie die DDR nur schösse man in die andere Richtung.

Grün: bewohnbar, Ocker: unbewohnbar; Österreich = unbewohnbar bis Übergangszone

Die Karte stammt von Parag Khanna, einem bekannten Autor im englischen Sprachraum. Ich kannte ihn und die Karte nicht, jedoch hat sie mir Marcus Wadsak (ORF-Meterologe) zukommen lassen.

In dem Buch “+ 2 Grad” von Helga Kromp-Kolb, einer DER österreichischen Klimaforscherinnen steht:

… wenn 99% der heute lebenden Menschen ausstürben … würden immer noch 75 Millionen leben, und dies wäre deutlich mehr als die 5 Millionen Menschen, die es vor 10.000 Jahren zu Beginn der kulturellen Entwicklung gab.

+ 2 Grad, Helga Kromp-Kolb

Das nenne ich einmal eine gute Nachricht. Die Menschheit könnten dann wieder von vorne anfangen, weil die Leute die jetzt am Drücker sind, keine Veränderung wollen. Der Standard hatte wieder viel Platz für so ein Fossil. (In der Mitte des Textes ist Frackinggas aus den USA schlecht, aber weiter unten ist Frackinggas aus dem Weinviertel gut. WTF?) Fracking: siehe 56. Leider haben solche Menschen viel Einfluss. Ich habe praktisch keinen.

EXXON Mobil, ein US-amerikanischer Ölkonzern und Nachfolgeunternehmen von Standard Oil Company (John D. Rockefeller), wusste bereits seit den 1970er ziemlich genau wie sich das Klima entwickeln würde, durch das Verbrennen der geförderten Ölmengen. Anstatt das Geschäftsmodell zu ändern, wurden Desinformations-Kampagnen finanziert. Das ist leider keine Verschwörungstheorie, 3-SAT, eine glaubwürdige Quelle, hat es endlich öffentlich gemacht. Hier der Link:

Desinformation durch EXXON MOBIL

Welche Klimaerwärmung wir unseren Enkeln angedeihen lassen, entscheiden wir JETZT. Es ist keine Zeit mehr für Diskussionen, welche Politiker*innen oder Manager*innen oder Lobbyist*innen gerne vom Zaun brechen und die Narrative der Ölfirmen wiederholen. Die Zeit drängt. Wir haben 50 Jahre vergeudet. JETZT sind die Jahre gekommen, die entscheiden, in welchem Szenario wir leben werden.

Zum Abschied ein neuer Begriff für “von menschengemachte Klimaerwärmung”: Human Hellfire Ist viel griffiger, gell?

72 Warum?

Warum kleben sich Menschen auf die Straße?

Warum machen die so etwas? Ich bin mir sicher, dass sie Angst davor haben, dass sie jemand attackiert oder – noch schlimmer – überfährt. Es gab bereits Vorfälle. Einen kannst du exemplarisch hier sehen: Video einer Straßenblockade in Wien. Der berühmte Charme der Wiener*innen lässt dabei sehr zu wünschen über. Selbstverständlich verstehe ich die Bedürfnisse der Blockierten auch, aber gerade Wien hat ein top Öffi-Netz. Ja, man kann auch zu Fuß gehen. Siehe Beweisstück 71 der Verteidigung (Schrittzählerauswertung)! Wenn der ÖAMTC eine Statistik ausspuckt, die dokumentiert, dass im 1. Bezirk 1050 Autos auf 1000 Einwohner kommen, dann wird mir bewusst, dass ich klar auf Seiten der Vernunft und den Klimaklebern bin. Uns geht es leider zu gut. Wir wollen nichts hergeben und wenn, sicher nicht mehr als der Nachbar. Die Gesetze der Physik werden aber Veränderungen in unserem Leben erzwingen. Wenn wir uns proaktiv anpassen, wäre die Transformation leichter zu ertragen. Zeiten des Übergangs waren noch nie Zeiten der Harmonie. Was passiert wenn man sich nicht anpasst, sagt dir der Mann im Anzug.

Neanderthalmuseum

Warum ignorieren so viele Menschen die Zeichen der Veränderung und machen weiter wie bisher?

Jeder muss schon von der Klimakatastrophe gehört haben, die gerade an unsere Tür klopft. @MarkusWadsak, der bekannte Meteorologe, hat einen Hitzerekord in Thailand gemeldet. Was solche Hitze mit dir macht, kannst du dir auf Galileo ansehen. Die Kühlgrenztemperatur kennst du bereits. Frankreich geht das Wasser auf Grund von veränderten Regenmustern aus. Der Neusiedlersee ist am Austrocknen und damit trocknet auch der Tourismus rund herum aus. Was macht der ÖVP-Wirtschaftsvertretungsmischmasch dagegen? Ah ja, wie üblich die Wirtschaft vor der bösen Energietransformation schützen und auf dem Status quo verharren. Klimaschützer zu diskreditieren geht auch immer. Wer Kurier plus hat, kann das hier nachlesen: Interview mit Kurt Egger und Lena Schilling. Ich kenne selbst zwei Unternehmer und beide sagen, wir müssen uns in Richtung Klimaschutz entwickeln. Sie möchten einen Zeitrahmen und Planungssicherheit. Genau dafür ist verdammtnochmal der Gesetzgeber zuständig. Die Beharrung auf fossilen Energiequellen und die Verzögerung oder Blockade von Erneuerbaren (siehe Profilartikel über die NÖ Landeshauptfrau [ÖVP]) fällt uns auf den Kopf. Jedes Produkt hat einen CO2-Rucksack und dieser wird in den nächsten Jahren auf den Preis drauf geschlagen werden. Davon bin ich fest überzeugt. Kommt eine Ware aus einem weit entfernten Land mit schlechten Umweltgesetzen aber niedrigen Löhnen wäre es teurer als ein einheimisches Produkt. Das wäre gut für unsere Wirtschaft, weil Menschen meistens das billigere Produkt kaufen. Voraussetzung dafür allerdings ist, dass 100% der Energie aus erneuerbaren Energiequellen stammt und der CO2-Rucksack kleiner ist als das Vergleichsprodukt. ÖVP-Wirtschaftsvertretungsmischmasch hallo? (Ich gehöre übrigens keiner Partei an.)

Warum ist Verhaltensänderung so schwer?

Diese Trägheit in der Politik regt mich immer auf. Aber Ottilie und Otto Normalverbraucher haben die gleiche Eigenschaft. Wir Menschen beharren auf eingefahrenen Verhaltensmustern. Warum das so ist, kann ich erklären. Unser Gehirn besteht ja bekanntlich aus irre vielen Neuronen die miteinander verbunden sind. Wenn man etwas gerne tut, dann gleicht das einer Neuronen-Autobahn. Der Weg ist breit, kein Gegenverkehr, alles gut beschildert, man kommt gut voran und die Denkleistung dafür ist gering. Ändere ich mein Verhalten, dann muss ich aufpassen, dass ich nicht gleich wieder auf die Autobahn auffahre, so wie immer, und muss mir erst einen Weg durch den Entscheidungsdschungel bahnen. Da muss ich aufpassen wo ich hintrete, die Navigation ist schwierig und ich komme langsam voran. Erst wenn ich den neuen Weg oft beschritten habe, baue ich ihn zur Straße und später zur neuen Neuronen-Autobahn aus. Wird die alte Autobahn nicht mehr benutzt, verfällt sie wie eine stillgelegte Nebenlinie der ÖBB. Die Denkleistung ist für die Verhaltensänderung enorm. Der Mensch spart aber gerne Energie und liegt lieber auf der Couch. Woher ich das weiß? Das habe ich in meinem Studium gelernt.

Also warum kleben sich Menschen auf die Straße?

Die Antwort bin ich dir tatsächlich noch schuldig. Wie du vielleicht weißt, ist Angst der beste Motivator. Ich denke, die AktivistInnen haben berechtigterweise mehr Angst vor den Folgen der Klimakatastrophe als vor einem wütenden Mob.

Warum ich mir die neuen Lieferanten für den Schluss aufhebe?

Damit du den Beitrag zu Ende liest. Eh klar! Der erste Neue ist zwar nicht bio, weil er keine Zeit für Zertifizierung, Kontrollen etc. hat, arbeitet aber ähnlich – nur nicht zertifiziert. Ich habe mit ihm schon viel darüber gesprochen und ich glaube ihm. Die Äpfel sind sehr gut und den Nusslikör kann ich auch empfehlen.

Obstbau Samm, Weigelsdorf

Über Andreas Samm habe ich auch das Rapsöl von Hörhan kennen gelernt. Ein besseres hatte ich noch nie. Das haben andere auch schon bemerkt, denn es wurde prämiert. Auch hier kein bio. Aber für mich ist es regional, von bester Qualität, und ich kann auf Erdnuss-, Kokos- oder Palmöl (sowieso) etc. verzichten, wenn ich etwas frittiere oder brate.

Ab-Hof-Verkauf Hörhan, Unterwaltersdorf

Zum Schluss keine weisen Worte von mir, aber von “der letzten Generation”. Sie haben einen offenen Brief an die deutsche Bundesregierung veröffentlich, dessen Inhalt auch für unsere Regierung gilt.

“Brief an die deutsche Bundesregierung”


71 Nightjet

Nach dem 70 extrem starker Tobak war, will ich dich mit Friede, Freude, Eierkuchen verwöhnen. Heute wenig Text dafür viel Bilder, wie die Heute nur ohne Anzeigen-Affäre. Vielleicht ist dir schon positiv aufgefallen, dass ich keine Werbung zulasse? Wenn ich etwas verlinke, dann damit du selber nachschauen kannst. Aber zurück zu eitle Wonne, Waschtrog. Ich war in Bologna und zwar mit dem Nightjet, also mit dem Schlafwagen der ÖBB.

3er Schlafwagenkabine im Nigthjet

Das ist ein klassisches 3er-Schlafwagenabteil, bei dem die unteren 2 Betten hochgeklappt sind. Bei der Rückfahrt hatten wir marginal mehr Platz. Wenn der Schaffner kam, dann hat es mich an die Marx-Brothers erinnert – eh klar, an die Kabinenszene. Es gibt aber auch modernere Wagen.

Tipps für den Nightjet:

6 Monate vor Reiseantritt buchen und ein (Ein)schlafmittel verwenden – möglichst bio natürlich.

Nightjet in Bologna

Um 6 Uhr morgens kamen wir an, aber die Cafés waren leider noch zu. Also gingen wir ins Hotel die Koffer deponieren, dann in die Innenstadt, von da nach dort und umgekehrt. Ich bin der Meinung, dass man den interessantesten Teil einer Stadt zu Fuß erkunden muss. Außerdem ist Gehen gesund und praktisch kohlendioxidfrei, im Vergleich zu einem Fahrzeug.

Latschen, latschen, latschen

Wie du merkst gingen wir am ersten Tag sehr viel und haben eine Menge Kalorien verbraucht, aber wir haben das mit Pasta und Sangiovese wieder ausgeglichen. Ich habe das derart ausgeglichen, dass ich bei der Rückfahrt 2 kg mehr auf der Wampe hatte – hoffentlich nur vorübergehend.

Apropos gehen:

Pflaster in Parma

Die Waldviertler-Sneaker haben sich für den Städtetourismus echt gut bewährt, sogar bei so einem Pflaster. Von High-heels rate ich eher ab. Heini Staudinger macht gute Schuhe, aber ich hoffe, er hält sich aus Politik heraus. Sein Auftritt war nicht prickelnd. Wobei er für Schrems schon viel getan hat.

Ein Muss in Bologna ist die Besteigung des höchsten Turmes. Hierbei haben sich einige Erkenntnisse aufgetan. Numero uno, meine Kondition ist besser im Vergleich zum Durchschnitts-Twen.

Die Geschlechtertürme von Bologna

Oben angelangt nach 500 Stufen auf einer Höhe von 97 m wurde mir klar warum Windkraftwerke so hoch sein müssen. Das wäre dann Numero due: oben bläst der Wind gleichmäßig und stetig.

Jetzt habe ich noch ein Wimmelbuchrätsel für dich.

Findest du das Solarpanel?

Numero tre: PV-Anlagen haben sich anscheinend noch nicht rumgesprochen. Rund um diesen Turm gab es, sage und schreibe, nur ein Solarpanel. Vielleicht ist es dem Denkmalschutz geschuldet, aber die Italiener haben selbst eine Lösung gefunden: unsichtbare Solardachpfannen. Ich hoffe, dass auf diesen Dächer mehr Strom erzeugt wird, als ich erkennen kann.

Numero quattro: Die Natur findet immer einen Weg zu wachsen und zu gedeihen, man muss nur lange genug still sitzen.

Hutblumus margeritus simplex

Wenn ich schon mal da bin, dachte ich, könnte ich auch einen Verwandtschaftsbesuch machen.

Uronkel Carlo Vecchio

Mit Trenitalia, der italienischen Eisenbahngesellschaft, waren wir auch in Modena, Parma und in Ravenna. Die Karten sind günstig, dafür gehen sie mit dem Begriff Fahrplan sehr großzügig um. Für die Highlights in Ravenna zahlt sich die Kombikarte aus. Das Mausoleum der Galla Placidia und die Taufkapelle sind sehr klein, darum hat man einen Timeslot. Aber wenn wenig los ist, kommst du auch ohne Slot hinein. Die Mosaiken in den Sehenswürdigkeiten sind eine kleine Reise wert, das Leben der Galla Placidia, einer Quasi-Kaiserin des Weströmischen Reiches, eine ganze Serie.

Mosaik im Inneren des Mausoleum der Galla Placidia, Ravenna

Schlussendlich ging es in der Nacht wieder zurück mit dem Nightjet. Ich mag das Reisen im Schlafwagen ganz gerne, trotz Geschaukels und Verspätungen. Es ist eine umweltfreundlichere Art zu Reisen im Vergleich zu Auto und Flugzeug, vor allem innerhalb Europas.

Einen schönen Ostermontag noch

70 Der Mensch ist das Böse

Wie gerne haben wir Geschichten, in denen eine Figur das Böse darstellt und von der Figur des Guten besiegt wird? Wir lieben sie. Eigentlich handeln fast alle Geschichten von diesem Kampf. Von der Liebesschnulze, bei der es einen fiesen Charakter gibt, über den Krimi, bis zum Horror-Schocker. Mit Verlaub, das sind Projektionen aus unserem Inneren. Das Ringen zwischen Gut und Böse spielt sich immer in uns selbst ab, auch wenn wir die Arena des Kampfes, aus dem Bewusstsein verbannt haben. In unseren geistigen Kerkern ist das Biest in Ketten, aber wehe es wird losgelassen. Der Mensch ist das Böse – kein Satan, kein Dämon, kein Geist, kein Irgendetwas.

Bild Teufel mit Menschenmaske

Bild: Pixabay, Gordon Johnson

Klima und Gewalt oder Klima der Gewalt

Wenn viele Landstriche unbewohnbar werden, die Städte an den Küsten überschwemmt sind, Trinkwasser und Nahrung knapp sind – dann hat die Menschheit, so wie wir sie kennen, ein existenzielles Problem. Ein Verteilungskampf entbrennt. Unsere wunderbaren, zivilisierten Regeln werden sich in Luft auflösen, wenn es um das nackte Überleben geht. Diese langfristige Sicht wird beim Klimawandel gerne übersehen, weil es zu unangenehm ist.

Wer trotzdem gern sehenden Auges in die Zukunft blicken will, dem kann ich nur das Buch “Klimakriege” von Harald Welzer, einem Soziologen, ans Herz legen.

Auf alle Fälle empfehle ich diesen Podcast von Thomas Elbert, einem Neuropsychologen, der sich mit dem Thema Kriegsverbrechen im weitesten Sinne beschäftigt hat. Wenn ich es zusammenfassen müsste, würde ich wieder auf das hier kommen: der Mensch ist das Böse. Aber irgendjemand oder irgendetwas sei Dank, nicht alle Menschen erliegen den Mechanismen, die uns zu Bestien macht.

Ich muss dich aber warnen. In dem Interview werden folgende Themen angesprochen: Mord, Vergewaltigung, Folter, Kannibalismus etc. !!!!!!

Ganz offen gesagt: Interview Solmaz Khorsand mit Thomas Elbert: “Steckt in jedem von uns ein Kriegsverbrecher?”

Kinder der Gewalt

Eine Aussage in diesem Interview war für mich besonders wichtig. Herr Elbert sagte, dass schwere Misshandlungen in der Kindheit eine Bedingung für gewalttätiges Verhalten im Erwachsenenalter sind, aber nicht jeder Misshandelte wird ein Gewaltverbrecher. Hier hake ich ein. Mir ist es bis jetzt noch immer schleierhaft, warum der Staat nicht mehr auf das Wohl der Kinder achtet. Meines Erachtens, wäre es wichtig verpflichtende Gespräche mit den zukünftigen Eltern zu führen, welcher Erziehungsstil sinnvoll und wünschenswert ist. Dazu braucht es auch niederschwellige Hilfestellung ohne Drohszenario. Eine Behörde kann nur die nächsthöhere Instanz sein. UND es braucht mehr bezahlte Kinder- und Jugendtherapieplätze. Unbedingt!

Noch einmal zu Erziehungsstil. “Ich schlage dich, damit etwas wird aus dir.”, ist nicht gemeint. “Kind du kannst machen was du willst, ich bin zum Erziehen zu faul” und/oder “Ich nehme mir keine Zeit für dich, dafür kaufe ich dir etwas”, auch nicht. Liebevoll sein, Grenzen aufzeigen ohne psychische und physische Gewalt, ZEIT für das Kind nehmen und konsequent sein, wäre schon ein guter Anfang. Kinder loten Grenzen aus. Sie gehen in ihrem Verhalten weiter und weiter, bis sie auf Widerstand stoßen. Das ist ganz normal und wichtig für die Entwicklung. Diese erfahrenen Grenzen geben ihnen Sicherheit. Sie wissen wie sie sich zu verhalte haben, damit ihnen nichts geschieht. Ach übrigens, viele Eltern arbeiten auch gegen einander, was der eine verbietet, erlaubt der andere. Das ist für alle Beteiligten schlecht. Dieses Thema geht leider ins Unendliche, darum ziehe ich hier vorerst den Schlussstrich.

Zusätzliche Infos und Weisheiten

In den Magazinen GEOkompakt Nr. 49 “Das Böse nebenan” und in GEO Wissen Nr. 69 “Die Psychologie des Bösen” wurde das Thema auch verständlich besprochen.

Die antiken Römer sprachen: “Homo homini lupus est.” Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf – und die mussten es ja wissen, da sie durch Raubzüge und Eroberungskriege an die damalige Spitze der Zivilisationen kamen, jedenfalls im Mittelmeer-Raum. Genau diese Römer haben die Basis für unsere Gesetzgebung gelegt, vielleicht weil sie wussten, dass der Mensch gezähmt werden muss. (Nachtrag: der weise Spruch stammt von Thomas Hobbes)

Die Kriegsverbrechen sind weit weg. Leider nicht – weder zeitlich noch örtlich. Trotzdem schöne Ostern

69 Wir können auch anders

Eine Umwelt-Serie des ARD heißt “Wir können auch anders”. Die Kritik der Welt ist nicht besonders – besonders gut nämlich. Die Zeit stößt in ein anderes Horn, doch der Ton ist ähnlich. In dem Artikel mokiert man sich darüber, dass der Ernst der Lage weggelächelt wird und wenn man ein paar Pflänzchen selber zieht ist alles wieder gut. Ja stimmt, aber aus meiner eigenen Sicht der Dinge bin ich froh, wenn dieses Thema nett und lustig rüberkommt. Ich mag die Serie. Es ist nämlich verdammt frustrierend, wenn man Tag täglich bemerkt, dass das Wissen um die kommende Katastrophe bei den Menschen immer noch nicht angekommen ist. Früher hätte ich noch geschrieben: “die drohende Katastrophe”, aber über dieses Stadium bin ich schon hinaus. Die Menschen schauen weg wenn es unangenehm für sie wird, da kommt man mit ein paar Jokes vielleicht weiter.

Die Lobbyisten der Öl-Firmen und Autohersteller konnten sich mit den E-Fuels wieder durchsetzen. Der ineffizienteste Treibstoff für Autos hat gewonnen (siehe auch 67 unten). Die Ölfirmen können ihr Tankstellennetz weiter verwenden, greifen ordentlich Subventionen ab, die für wichtigere Projekte dann fehlen, aber die lärmstarken, alten Männer mit “Hydraulikproblemen” in ihren teuren Angeberautos freuen sich schon. Möglicherweise wird es aber auch ein veritabler Bauchfleck, wenn Otto und Ottilie Normalverbraucher sich diese E-Fuels nicht leisten können. “Der Markt wird es schon regulieren”, sagt mein Manager-Freund. Das könnte ja auch einmal für die gute Sache funktionieren.

Studie des VDE

Hier der versprochene Link zu einem Video, der die Problematik der E-Fuels erklärt: Doktor Whatson

Zurück zu “Wir können auch anders”. Das manchen Menschen sehr wohl bewusst ist, was auf uns zu kommt, und dafür bedroht werden ist die andere Seite der Medaille. Der Vizebürgermeister von Gent, Filip Watteeuw, bekam Todesdrohungen und hat sechs Wochen Polizeischutz erhalten. Sie haben die Umstellung auf autofreie Innenstadt zwei Jahre lang diskutiert und an einem Wochenende umgesetzt. Eine zeitlang später bekam er Dankschreiben von den Bürger*innen. Gerade was in Städten verkehrstechnisch möglich ist, finde ich betrachtenswert.

Ich habe auch zwei gute Beispiele für “Wir können auch anders”. In der Freizeit-Beilage des Kuriers wurden unlängst die Gemüsegärnterei Krautwerk erwähnt. Saskia Dietz und Robert Brodnjak arbeiten nach der Market-Gardening-Methode. Sie ernten 3 – 4 Mal pro Jahr, das Gemüse hat die Bio-Qualität, die von Nobelgastronom*innen gerne in Anspruch genommen wird. Das Wunderbare an der Story ist aber, dass sie sich auf 1 ha verkleinert haben, sich 6 Vollzeitmitarbeitern*innen leisten können und pro Jahr mindestens € 70.000,- erwirtschaften. Der Ertrag für konventionellen Weizenanbau wird mit € 700,- pro Hektar angegeben. Man findet sie am Samstag zwischen 7:00 und 13:00 am Karmelitermarkt oder du schaust auf ihre Seite, die leider nur eine Facebook-Seite ist. Da wäre noch Luft nach oben.

krautwerk.at

Beispiel Nummer 2 ist die Fleischloserei von Silke Bernhardt. Wenn man nicht ganz eingeschränkt im Essverhalten ist, Stichwort: “Schnitzel mit Pommes und Ketchup – the one and only”, dann kann man ja einmal etwas anderes probieren. Die abgebildeten fleischlosen Weißwürste schauen zum Beispiel sehr gut aus. Es gibt ein Geschäft in der Josefstädterstraße 47-49 und einen Online-Shop. Warum ist vegan gut für die Welt? Der größte Teil unserer Ackerfläche nimmt der Anbau von Tierfutter in Anspruch. Das ist so wie mit den E-Fuels. Wenn ich das Gemüse gleich selber esse, als es vorher an Tiere zu verfüttern, dann ist das sehr viel effizienter.

fleischloserei.at

Vielleicht fahren die meisten Städter*innen in Zukunft doch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, weil sie besser, zuverlässiger und sicherer geworden sind und lassen das Auto mit E-Fuel einfach stehen oder noch besser, sie kaufen erst gar keines. Die Dinger kann man auch ausborgen.

Dann kann ich nur mehr sagen: “Take the A Train” (Jazz-Fans kennen sich aus)!

68 Lieferant*innen – Nachschlag

Neues aus Wien und NÖ

Für Herrn Nehammer gendere ich gerne: Lieferant*innen; und es ist eine gute Überleitung für das nächste politische Desaster. Frau M-L (Bitte keine Begriffe in die Initialen hinein interpretieren. Ich konnte mir die Buchstaben nicht aussuchen – sie schon.) sprach vor der Wahl, dass sie niemals mit dieser Partei koalieren würrrrde. (Mir ist gerade schlecht.) Auch würde Herr L niemals mit M-L zusammen arbeiten. Nieeeeemals! (Hörst du auch das rrrrrollende R in niemals?). Dreister wurden noch nie Wahlversprechen gebrochen. Wie lange lassen wir uns das noch gefallen? Vielleicht wird es Zeit das die Wähler*innen das Kreuz wo anders setzen.

Das war auch eine schöne Überleitung, weil ich dieses Thema in 67 schon aufgegriffen habe. Und zum hundertsten Male, … nein schau einfach in 67 nach wie viele E-Autos statt Autos mit Verbrenner + E-Fuel betrieben werden können. Das Schöne an der ganzen Sache ist, dass sich die Klientel des Herrn L sich die € 4,50 / Liter E-Fuel wahrscheinlich nicht leisten können und dann Herrn L mit gezückter Corona-Spritze über den Hof jagen werden. Die Verbrenner-Befürworter zahlen dann ca. € 27 – 31,50 pro 100 km. Da ist Strom tanken billiger und bei den Preisen kräht niemand mehr nach E-Fuels. Natürlich würden die E-Fuels in großen Mengen und besseren Verfahren billiger werden, in Automobilkreisen (ADAC) träumt man von € 1,20 – 1,70 VOR Steuern. Vor Steuern wohlbemerkt! Laut WKO sind auf Benzin 54% Steuern drauf. Dann wären es vergleichsweise € 2,62 pro Liter (1,70 netto). Irgendwelche Abgaben sind dem Staat immer noch eingefallen, auch wenn es dann nicht mehr Mineralölsteuer heißen kann.

Hier habe ich vom Klimafond noch Informationsmaterial über E-Fuels.

Endlich …

Wenden wir uns schöneren Dingen zu. Endlich ist der Frühling da. Wer einen Garten hat soll bitte Pflanzen setzen, die heimisch sind und keinen Unkrautvernichter etc. verwenden. Sicherheitshalber: nein die Thuje und der Kirschlorbeer sind nicht heimisch. Setze lieber Hainbuchen als Hecke. Insekten, Vögel und anderes Getier brauchen die passenden Pflanzen und wir brauchen das Getier. Siehe auch 65. Der kleinste Garten kann eine Oase für das Tierreich sein. Der kleine nicht-englische Rasen in dem Bild ist das All-you-can-eat-Buffet für Amseln, die sich die Regenwürmer holen. Es kommen auch Meisen, Finken, Rotkehlchen und letztens war ein Zaunkönig zu Besuch. Demnächst wird es auch im Insektenhotel wurln.

Lieferant*innen

Kommen wir endlich zu den neuen Bezugsquellen. Zuerst die Zukunft der Großstädte. Wien wird die Äcker von Rothneusiedl zubetonieren. Wenn man das weiter treibt, was vermutlich passiert, wird man die Nahrungsproduktion irgendwann gänzlich indoor machen müssen. In Wien im 22. gibt es tatsächlich eine Aquaponik-Anlage. Oben wachsen die Pflanzen und unten leben Fische, welche die Pflanzen düngen. Manches kann man über paradeisa.at kaufen, es gibt aber auch einen Hofladen. Schau selbst!

blün

Das Unternehmen heißt wirklich so, das ist kein Schreibfehler. [Aber die kommen leider manchmal tatsächlich vor 🙁 ]

Ein Platzhirsch mit seinen Gemüsekistln:

Biohof Adamah

Bis nächste Woche. Nicht vergessen, du findest die Adressen auch in der Infothek: Gute Lieferant*innen

67 Erst kommt das Fressen, dann die Moral

Du kennst sicher diese fundamentale Erkenntnis Bertolt Brechts. Wenn man hungert überlegt man nicht lange, Hauptsache es kommt etwas in den Magen. Verstehe ich total. Aber gilt das auch für wohlgenährte Politiker?

Als Gif noch witziger

Erst kommt das Fressen …

Nach vielen positiven Rückmeldungen über die Lieferantenliste, habe ich mir gedacht, ich stelle sie dir dauerhaft zur Verfügung und ergänze sie, wenn ich etwas Neues weiß oder noch besser, wenn du einen neuen Lieferanten kennst. Schreib mir einfach ein Kommentar oder eine Mail mit Link und ich setzte ihn auf die Liste. Du findest sie im Menü Infothek unter Gute Lieferant*innen.

Neu dabei:

Biogemüse Hopf (Haringsee) liefert nach Wien
nackad.at Lieferung in Mehrwegverpackung Wien
Zotter-Schokolade und
die Liste von Nunu Kaller

… dann die Moral

In der Rede unseres Bundeskanzlers Nehammer konnte ich Moral leider nicht erkennen. Auch er hat sich auf das zukünftige große Fressen vorbereitet, in dem er rückwärtsgewandt der FPÖ-Wählerschaft den Hof macht. Dabei ist der Klimawandel und der Umgang damit, eine höchst moralische Frage, wie es auch Al Gore in “Eine unbequeme Wahrheit” ausdrückt. Ich würde mir nach ca. 30 Jahren Urnengang endlich Politiker*innen wünschen, die auf Problemlösung fokussiert sind und nicht auf die nächste Wahl.

Wir müssen aus dem Verwenden von Erdöl raus. Das ist eigentlich jedem klar. Wir verbrauchen weltweit pro Sekunde ungefähr 171.000 Liter (Kurier, 12.03.2023). Den Verbrennungsmotor mit synthetischen Kraftstoff betreiben klingt eigentlich logisch. Das Problem jedoch ist, dass man zuerst Wasserstoff erzeugen muss. Dazu braucht man viel Strom, der hoffentlich grün erzeugt wurde. Dann holen wir aus der Atmosphäre das Kohlendioxid, was wieder sehr energieaufwändig ist und dann verbraucht das Verfahren zur Synthetisierung des Kraftstoffs noch einmal eine große Menge Energie. Wenn die verwendete Energie aus erneuerbaren Quellen stammt, dann ist das zwar CO2-neutral, aber sinnlos – vor allem für Autos. Für Langstreckenflüge oder große Schiffe ist es eine Lösung, für PKWs aber nicht. Denn ich kann mit der gleichen Menge Strom (zB. ein Windkraftwerk 3MW 200h/Jahr) entweder 1600 E-Autos mit einer Laufleistung von 20.000 km/Jahr betreiben, aber nur 250 mit synthetischen Kraftstoff (Studie des VDE 2021). Diesen haben die Nazis auch schon mit der gleiche Methode (Fischer-Tropsch-Verfahren) hergestellt. Was soll daran innovativ und modern sein, Herr Nehammer?

In einem Tweet von Reinhard Steurer (@ReiSteurer) ist herausgekommen, dass sich unser Bundeskanzler für seine Rede inhaltlich auf ein Buch stützt: “Apokalypse niemals”. Der Autor, Michael Shellenberger, zählt zu den Klimaleugnern. Da bleibt ein flaues Gefühl im Magen, wenn unsere Regierung die Wissenschaft negiert.

Angenommen es fände sich eine neue Gruppe aus Expert*innen, die sich zur Wahl aufstellen ließen und die von vornherein sagen, dass sie nur mit absoluter Mehrheit Politik betreiben und es ihnen tatsächlich egal wäre, wenn sie wiedergewählt würden. Hätten sie eine Chance? Ich denke – ja.

Jedes Staatsvolk bekommt die Politiker*innen das es verdient. Moral ist auch an der Wahlurne gefragt.

66 Stell dir vor … Visualisierung

“Imagine!”, hat schon John Lennon 1971 gefordert, 52 Jahre später komme ich dem gerne nach. Nur manchmal hapert es mit der Vorstellungskraft. Das wissen auch Menschen, die uns auf die Sprünge helfen wollen. Da hilft nur die Visualisierung von undenkbaren Konsequenzen oder komplexen Daten. Plötzlich macht es klick – und klick ist gut.

Wollen wir uns zuerst den undenkbaren Konsequenzen widmen. Stell dir vor, ein berühmter Philosoph lebte in unserer Zeit, dann hätte er vielleicht zu seiner weltbekannten Schlussfolgerung noch eine zweite angehängt. Die könnte dann so lauten:

Damit ist alles gesagt.

Stell dir vor, Wissenschaftler möchten seit Jahrzehnten Otto und Ottilie Normalverbraucher die rasante Erderwärmung erklären. Sie würden eine Visualisierung der Daten kreieren, bei der jedem klar wird, wie schnell das geht im Vergleich zu früher. Bitte schau dir das Video der NASA bis zum Schluss an.

Erderwärmung global

Stell dir vor, man würde die Visualisierung auf Zonen aufteilen. Das würde dann so aussehen:

Visualisierung gibt es auch in °C zum Download

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es immer noch gebildete Menschen in politischen Ämtern gibt, welche die Notwendigkeit zum ökologischen Handeln nicht erkennen. Es sei denn, sie würden dafür belohnt, die Erkenntnisse der Wissenschaft zu ignorieren. Unvorstellbar, oder?

Geschichte wiederholt sich, dass hast du sicher in der Schule gehört, aber möglicherweise ignoriert. Die Infos hole ich mir aus Bücher, Magazinen – wie Geo Epoche, welches demnächst eingestellt werden wird (schluchz), aber manchmal auch aus Filmen oder Serien. Bei letzteren prüfe ich meistens nach, wie sehr die echte Geschichte für die Dramaturgie verändert wurde. Aber auch wenn es die Filmschaffenden nicht sehr genau nahmen, dann bekommt man eine Idee, wie es in dieser Zeit gewesen sein könnte.

Stell dir vor, die russische Bevölkerung würde die 6. Folge der 2. Staffel von “Vikings Valhalla” sehen und sich inspirieren lassen. Noch dazu wo die Wikinger als Basisvolk des russischen Narrativs gelten. Warum? Sage ich nicht, denn dann würde ich einen Spoiler-Alarm auslösen.

Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Menschen aggressiv werden, wenn es ihnen schlecht geht und irgendwer muss daran schuld sein. Ein Sündenbock wurde immer schnell gefunden. Wieso sollte es in Zukunft anders sein? Das einzig Neue an der Zukunft ist das Globale an der Krise, nicht die Menschheit. Die Evolution des Homo sapiens ist definitiv langsamer als sich die Erde erhitzt.

Stell dir vor, es gäbe eine Visualisierung von einer Zukunft, in der man Gegenmaßnahmen getroffen hätte und eine in der man nichts getan hätte.

Fahrenheit – Celsius Rechner

Manches Gute passiert. Ein Drittel der Weltmeere soll geschützt werden. Wir alle freuen uns über das UN Abkommen, aber wer wird die Einhaltung kontrollieren?

Es ist ein Anfang vom Anfang und das ist besser als der Anfang vom Ende.

Bis in einer Woche.

65 Meine Nerven lieben diese Mücke

Normalerweise bringen mich diese kleinen Blutsauger aus der Ruhe und ich möchte sie alle tot sehen. Wenn man allerdings etwas Zeit investiert und die zahllosen Zusammenhänge in der Natur studiert, dann schlägt die Stimmung um. Während ich diesen Beitrag schreibe, läuft im Hintergrund Mozarts Requiem. Ich hätte keine bessere Musik für das Thema wählen können. Wenn nämlich jede Mücke tot wäre, dann könnte ich keine Schokolade essen. Whaaaat?

Darf ich vorstellen Forcipomyia hardyi, gehört zu den Gnitzen, oder auch blutsaugenden Zweiflügler. Ich höre die Mücke schon bei meinem Ohr sirren.

Forcipomyia hardyi (Diptera: Ceratopogonidae),
a Potential Pollinator of Cacao (Theobroma cacao)
Flowers in HawaiiD. O’DohertyJanna Zoll

Wir wissen alle eine gute Schokolade hat beruhigende Wirkung. Wenn es diese Mini-Monster nicht gäbe, würden die Kakao-Blüten nicht bestäubt, es gäbe keine Früchte, damit könnte ich auch keine Zotter-Schokolade essen. Ich wäre wesentlich unentspannter und mein Umfeld dem entsprechend auch. Die Katastrophe nähme ihren Lauf … Streit, Scheidung, Absturz, Obdachlosigkeit, das Ende. Also nehme ich lieber den Wunsch alle Mücken tot zu sehen zurück. Wir Menschen habe noch wenig Ahnung, wie die Abhängigkeiten innerhalb der Natur aussehen. Die Mücke dient auch als Nahrung und die Larve filtriert Wasser.

Artensterben, wenn juckt es? Inzwischen mich, weil mir klar geworden ist, das eine vielfältigere Natur, resilienter, also widerstandsfähiger, gegenüber den kommenden Veränderungen ist. Wenn Menschen dieses Netz von Abhängigkeiten zerstören, kann das böse enden. Unsere Mitbewohner aus China mussten das schon am eigenen Leib verspüren.

Die Gattung Passer domesticus zu stark dezimiert = Hungersnot mit vielen Toten der Gattung Homo sapiens.

Warum das so ist, erklärt dir am besten Prof. Lesch.

ZDF: Leschs Kosmos: “Artensterben, na und?!”

Es wird Zeit, dass wir dem veralteten Credo: “Mach dir die Erde Untertan!” abschwören.

“Die Natur ist deine Mutter, dein Vater, Bruder und Schwester. Ohne intakte Natur sind wir nichts.”, hat besser Zukunftschancen.

In der obigen Doku wird ein interessanter politischer Zugang erwähnt. In Ecuador steht in der Verfassung, dass die Natur zu schützen ist. Somit stehen Klagen, wenn jemand dagegen verstößt, nichts im Wege. In Österreich gibt es das nicht. Darum MUSS die Klimaklage über die Kinderrechte gespielt werden. Apropos Klage vor Gericht: es ist ein durch und durch demokratisches Mittel um Missstände zu bekämpfen, genau so wie das Recht auf Demonstration. Wer mit Demokratie nicht einverstanden ist, kann gerne nach Russland oder Nordkorea oder … auswandern. Ob es dort so angenehm und bequem wie hier in Österreich ist, wage ich zu bezweifeln.

In Österreich gibt es natürlich auch Arten die ausgestorben und welche die gefährdet sind, aber noch zu retten wären. Es liegt an uns.

Rote Listen für Österreich

In der Übersicht ist mir aufgefallen, dass 21 Vogelarten bereits ausgestorben und 14 bedroht sind. Wenn man alle Arten zusammen nimmt, kommt man auf folgende Zahlen: 55 Arten in Österreich ausgestorben aber 302 Arten vom Aussterben bedroht und welche Folgen das haben kann, weißt du jetzt.

Das Requiem ist aus, aber das Sterben nicht

64 Bio-Lieferanten für dich

Als aufmerksame/r Leser*in hast du sicher mitbekommen, dass konventionelle Landwirtschaft ihre eigene Grundlage ruiniert – nämlich den Boden. Die Biolandwirtschaft hingegen arbeitet mit den Bodenorganismen Hand in Hand und so ergibt sich eine Win-Win-Situation. In meinem Beitrag Nr. 62 habe ich die Netflix Doku “Kiss the Ground” erwähnt, die dir diese Vorgänge näher bringt. Apropos “Win”, der Gewinn ist für Bio-Landwirte niedrig bis nicht vorhanden, wenn sie mit konventionellen Bauern mithalten wollen. Bio-Landwirte haben weniger Ertrag und die Weltmarktpreise sind im Keller. Konventionelle Landwirtschaft macht ihr “Gerschtl” über die Menge. Denke an die endlosen Felder in D, oder Pl. Daher meine Conclusio: Bio-Betriebe haben kein Effizienz- sondern ein Vertriebsproblem. Jeder Zwischenhändler knabbert auch noch vom Gewinn, falls es einen gibt, etwas ab. Alles was direkt verkauft werden kann, wirft mehr Geld ab. Darum habe ich ein paar Bio-Lieferanten für dich.

Die Kuh kann nichts dafür

Jetzt kommen viele “Wenns”. Wenn nur so viele Rinder auf Weiden gehalten würden, wie es ökologisch verträglich wäre, dann wäre das tatsächlich gut für das Klima, weil die Böden sich verbesserten und damit Kohlstoff gebunden würde. Gleichzeitig dürfte es keine Mastbetriebe geben, die den armen Viechern Eiweiß füttern, obwohl sie hochspezialisierte Grasfresser sind. (Stell dir umgekehrt vor du müsstest Gras essen.) Fleisch müsste einen wesentlich höheren Preis haben und die Menschen dürften nicht so viel davon konsumieren.

Ein Burger um 1,29? Das ist reiner Hohn. Angebote aus Brasilien, Argentinien oder was weiß ich – damit kann kein heimischer Bauer mithalten. Es ist nicht die Marktwirtschaft – es sind die ungleichen Spielregeln!

Dean Lewis auf Pixabay

Die EU ist gut, aber nicht immer und überall

Bevor ich zu den Lieferanten komme, sieh dir bitte die Dokumentation: “Der Bauer und der Bobo” von Kurt Langbein an. Florian Klenk vom Falter trifft auf Christian Bachler vom Bergerhof. Zu finden auf Netflix und … . Beim Schauen bekommt man ein Gefühl, mit welchen Schwierigkeiten unsere Nahrungsproduzenten zu kämpfen haben, von denen WIR abhängig sind. Franz Fischler, damals EU-Agrar-Kommissar wollte vor ca. 10 Jahren das Fördersystem ändern, biss sich aber die Zähne aus – soweit ich mich richtig erinnern kann. In der Dokumentation “Bauer unser” wurde ein Landwirt interviewt, und wenn ich es salopp zusammenfasse, dann bekam er keine Förderung weil er Kühe hatte, sondern er hatte Kühe damit er Förderung bekam. Ein perverses System, dass ich tatsächlich auch untermauern kann. In dem Buch “Handel ist Krieg” von Yash Tandon (2016) wird ein Beispiel erklärt. Nordafrikanische Bauern können lokal ihre Tomaten nicht verkaufen, weil die Märkte von viel billigeren niederländischen und EU-geförderten Glashaus-Tomaten überschwemmt werden. Aber bedenke vor deiner Meinungsbildung bitte die vergleichsweise niedrigen Lohn- und Energiekosten in Afrika zu denen in den Niederlanden. Das Fördersystem ist auf konventionelle Landwirtschaft, Fläche und Lobbyismus ausgerichtet. By the way, die Glashaus-Tomaten schmecken nach nichts – gar nichts. Das ist dicke rote Haut mit Wasser gefüllt. Das weiß man aber nur, wenn man tatsächlich reife (in dem Fall selbstgezogene) Paradeiser gegessen hat.

Bio-Lieferanten für dich

Fleischbox.at

Bio-Fleisch vom Feinsten. Der Geschmack ist mindestens drei Level höher, als das Bio-Fleisch aus dem Supermarkt. Sie eröffnen gerade ein neues Geschäft. Bei Selbstabholung gibt es Preisnachlass und es gibt nicht immer alles – und das ist gut so.

Bio-Hof Broschek

Ein tolles Geschäft in Guntramsdorf, wie eine Greißlerei, mit tollem Gemüse, Käse, Schinken (Kamptaler-Saunaschinken ist zum Niederknien), Fleisch, Öle, Pasta etc. Es ist ALLES Bio-Qualität. Die Öffnungszeiten sind Dienstag, Freitag, Samstag (bis 13:00). Ich fahre meistens mit der Badner Bahn hin, weil es gleich bei der Haltestelle ist. Was ich dort nicht finde, kann ich beim Billa und Bipa besorgen, die ebenfalls bei der Haltestelle sind.

Paradeisa.at

Du bestellst online bis spätestens Dienstag und holst am Donnerstag beim gewählten Paradeisa-Markt die Waren ab. Es werden jede Woche Nummern vergeben, und es gibt sehr schnell einen Wettbewerb, wer die niedrigste Nummer hat. Ist doch nett, oder?

Natürlich gibt es noch mehr Bio-Lieferanten, aber die habe ich selbst nicht ausprobiert. Von den 3 oben, kaufe ich die meisten Lebensmittel ein. Denn es ist nicht egal was wir essen und wer unser Geld bekommt. In der Doku “Der Bauer und der Bobo” kommt auch markta.at vor. Nach kurzer Suche fand ich noch adamah.at oder BioFerdl.at, die Obst- und Gemüsekistln liefern. Es gibt noch mehr, such einfach in Biomap, dann findest du in deiner Nähe den Bio-Lieferanten deines Vertrauens.

Bio und regional – ist nicht egal

Bio-Lieferanten sind nicht gleich gut. Wenn du auf Bio schaust, dann bitte auch auf regional. Ich war einmal so überschwänglich, dass ich endlich Bio-Bohnen fand und achtete dann nicht auf das Herkunftsland. Zuhause fiel es mir dann auf. Die Bohnen kamen aus China. Wäre es mir vorher aufgefallen, hätte ich sie nicht gekauft. Erstens fehlt mir das Vertrauen und zweitens ist der weite Weg Energieverschwendung. Die Bohnen kaufte ich bei Prokop und beim Spar habe ich sie dann auch gesehen. Sie waren von Davert. Wenn die Waren von soweit her sind, ist es für uns HIER wertbefreit. Bio-Bohnen aus China für die Einwohner dort, dann ist es wieder in Ordnung.

Bleib mir gewogen, wie eine Greißlerwaage